Die Hinweise auf eine möglicherweise schnellere Straffung der US-Geldpolitik sowie die neue Coronavirus-Variante Omikron sorgen an den Aktienbörsen nach wie vor für einen hohen Grad an Unsicherheit. Die US-Notenbank stellte unterdessen im «Beige Book» fest, dass die US-Wirtschaft zuletzt in moderatem Tempo gewachsen ist, bei gleichzeitig steigendem Preisniveau.
Wie in den meisten Ländern Europas meldete gestern auch die USA eine erste nachgewiesene Infektion mit der neuen Virus-Variante Omikron. An der New Yorker Börse versandete der jüngste Erholungsversuch und die Indizes drehten in die Verlustzone. Der Dow Jones Industrial fiel um -1.34% auf 34'022.04 Punkte zurück und schloss damit auf dem tiefsten Wert seit Anfang Oktober. Der S&P 500 gab am Mittwoch um -1.18% auf 4'513.04 Zähler nach und auch an der Nasdaq wurden Verluste von rund -1.5% beobachtet.
Die amerikanische Wirtschaft ist im Oktober und Anfang November in einem moderaten Tempo gewachsen, fasst die US-Notenbank (Fed) in ihrem gestern Abend publizierten Konjunkturbericht, dem Beige Book, zusammen. Unterbrechungen der Lieferketten und Arbeitskräftemangel beeinträchtigen jedoch das Wachstum, während die Preise in einem «moderaten bis robusten» Tempo gestiegen sind. Das Beige Book dient dem Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed jeweils als Entscheidungsgrundlage. Die US-Notenbank wird am 15. Dezember wieder über ihre geldpolitische Ausrichtung entscheiden.
Der monatlichen Umfrage des privaten Arbeitsmarktdienstleistungsunternehmens ADP zufolge, wurden in der amerikanischen Privatwirtschaft im November erneut viele neue Stellen geschaffen. Gegenüber dem Vormonat kamen 534'000 neue Jobs hinzu und damit mehr als von Ökonomen mit 525'000 erwartet. Am stärksten war der Zuwachs im Dienstleistungssektor. Bereits im Oktober war das Beschäftigungswachstum mit 525'000 neu besetzten Arbeitsplätzen stark. Mit Spannung wird nun der offizielle Arbeitsmarktbericht am Freitag erwartet, der abgesehen vom Agrarsektor die Gesamtwirtschaft abdeckt.
Im Industriesektor in den USA hat sich das Wachstum im November gemäss den Umfragewerten des Branchenverbandes ISM (Institute for Supply Management) beschleunigt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) verbesserte sich von 60.8 auf 61.1 Punkte. Der gleichzeitig von IHS Markit veröffentlichte PMI blieb mit 58.3 Punkten praktisch unverändert. Während die Nachfrage stabil geblieben sei, habe es im November Anzeichen gegeben, dass sich das Wachstum der Auftragseingänge auf den bisher niedrigsten Stand in diesem Jahr abgekühlt habe, kommentierte IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson.
In den Euroländern zeigten sich die Industrieunternehmen den neusten Umfragewerten von IHS Markit minimal optimistischer. Nachdem sich der Einkaufsmanagerindex in den Vormonaten vor dem Hintergrund der Lieferkettenprobleme abgeschwächt hatte, verbesserte sich der PMI im November erstmals seit Juni leicht um 0.1 auf 58.4 Punkte. Für etwas Zuversicht bei den Unternehmen sorgte ein guter Auftragseingang. Nach Einschätzung von IHS Markit-Chefvolkswirt Williamson, bleiben die gravierenden Lieferengpässe nach wie vor das Haupthindernis für die weitere Entwicklung. Regional hat sich die Unternehmensstimmung in Frankreich und Italien verbessert, während die deutschen Firmen sich auch im November pessimistischer zeigten.
In der britischen Industrie hat sich die Stimmung der Unternehmen im November den zweiten Monat in Folge verbessert. Der von IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex kletterte um 0.3 auf 58.1 Punkte.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht davon aus, dass die Inflation in der Eurozone im Jahr 2022 durchschnittlich bei +2.7% liegen wird. Bereits Ende des Jahres wird sie auf unter zwei Prozent zurückgehen und im Jahr 2023 im Schnitt +1.8% betragen. Nach Einschätzung der OECD überwiege aber das Risiko, dass die Inflation sich auf höherem Niveau hält und die Zentralbanken gezwungen sein könnten, ihre Geldpolitik früher und in grösserem Umfang als geplant zu straffen.
Die Probleme im Immobilienmarkt trüben nach Ansicht der OECD die Wachstumsaussichten Chinas. Die Institution senkte deshalb ihre Wachstumsprognose relativ deutlich und geht nun von einem Wachstum der zweitgrössten Volkswirtschaft im laufenden Jahr von +8.1% (bisherige Prognose +8.5%) und im Jahr 2022 von +5.1% (+5.8%) aus. Durch den in Zahlungsschwierigkeiten geratenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande sei ein wichtiger Wachstumsmotor geschwächt worden. Zudem haben sich auch die Aussichten für Investitionen in der Industrie laut OECD aufgrund vorübergehender Stromausfälle in vielen Provinzen eingetrübt.
Auch in den USA rechnet die OECD mit einer schwächeren Wachstumsdynamik. Das weltgrösste BIP werde 2021 im Schnitt noch um +5.6% zulegen (September-Prognose +6.0%, Mai-Prognose +6.9%) und sich 2023 und 2024 auf +2.7% (bisher +3.9%), respektive +2.4% abschwächen.
Für die Weltwirtschaft prognostiziert die OECD ein BIP-Wachstum von +5.6% im laufenden Jahr (bisherige Prognose +5.7%) und für die folgenden zwei Jahre unverändert von +4.5% und +3.2%.
MEZ | Land | Indikator | Letzte Periode |
11:00 | EZ | Erzeugerpreise (Oktober, J/J) | +16.0% |
11:00 | EZ | Arbeitslosenrate (Oktober) | 7.4% |
14:30 | USA | Erstanträge Arbeitslosenversicherung (wöchentlich) | 199'000 |
Land | Unternehmen | Periode |
CH | Novartis | Kapitalmarkttag |
CH | Glencore | Investorentag |
DE | ThyssenKrupp | Kapitalmarkttag |
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Quelle: LGT Bank (Schweiz) AG
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